Mo.-Fr., 8 – 17 Uhr

M

Kontakt 

Münsterstraße 12,
46397 Bocholt

Twitter

Mit dem Laden des Tweets akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Twitter.
Mehr erfahren

Inhalt laden

Follow Us

Wolfram Kolks „Der Indoor-Cycle-Instructor“

Feb 24, 2023 | BikePeople

Wolfram Kolks – 
auf vielen Rädern zu Hause zwischen Spinning-Bike, High-End-Cube und eBike 

Donnerstag, 03. November 2022 I 14.59 Uhr I Zoom-Meeting-Raum-Nummer 7151508726

Wolfram Kolks klopft an an unseren virtuellen Meeting-Raum. Der passionierte Radfahrer befindet sich in Sendenhorst im Krankenhaus. Liegend und wohlauf, wie uns das Bild seiner Webcam verrät.

Lieber Wolfram, du machst dich gut in deinem Krankenhausleibchen, passend zur Einheits-Bettwäsche. Wie geht es dir? 
Ganz gut. Ich fühle mich hier sehr gut aufgehoben. Gestern musste ich zwar noch einmal herhalten für eine Nach-OP unter Vollnarkose, aber ich bin super zufrieden mit dem Team, was mich umsorgt, inklusive dem behandelnden Arzt. Alle sind aufrichtig bemüht, meinem lädierten Kniegelenk wieder Stabilität zu verleihen. 

 Mein schlechtes Gewissen löst sich in Luft auf. Ich hatte ein wenig Skrupel, unseren heutigen Interviewpartner während seiner Genesung zu behelligen. Aber Wolframs gute Laune und sein offensichtlich guter Zustand signalisieren mir, dass uns die nächsten 30 Minuten Spaß machen könnten. Oder wirkt die Narkose noch nach?  Schauen wir mal. 

Ist das okay, wenn wir diese Videokonferenz aufzeichnen, dann brauche ich mir keine Notizen zu machen. Ich verspreche dir, dass das Bildmaterial nur für interne Zwecke verwendet wird. Du brauchst keine Sorge zu haben, dass dein Lazarus-Zustand viral geht. 

Habe ich ja beim Eintritt in den Zoom-Raum bestätigt, von daher alles gut. Schieß los.

Was weißt du über unser BikeMagazin-Projekt?
Nicht viel, außer dass Kirsten mich angetickert hat und gesagt hat, dass ich prädestiniert sei, einen Part zu eurem neuen Magazinprojekt beizusteuern. Ich bin gespannt, erzähl mal …

Fünf Minuten zur Entstehungsgeschichte, zu Inhalten und Zielen des RADius, und wir können Wolframs Commitment in seinem Gesicht lesen. Ich weiß latent um seine Leidenschaft für den Radsport. Nunmehr habe ich die Gelegenheit, mein Halbwissen in eine konkrete Story zu verwandeln. Kirsten zieht sich nach dieser Warmmach-Phase zurück, um die Impressionen vom Moving-Interview mit Daniel Zöhler zu sichten und zu bearbeiten. 

Wolfgang, dein Baujahr?
1958, ich bin 64 Jahre alt.

Was wären aus deiner Sicht coole Themen für dieses regionale BikeMagazin?
Ihr werdet um das Thema eBike nicht drum herum kommen …

Das wollen wir auch gar nicht. Ich bin allerdings überrascht, dass aus deinem Munde zu hören. Ich hatte dich anders eingeordnet, so als klassischen Bio-Biker. Hast du ein eBike?
Ja, seit Kurzem. Ich finde das wirklich geil! Darf ich das so sagen?

Klar, und ich werde das auch so schreiben. Worauf fußt deine offensichtliche Begeisterung?
Weil es den Einstieg in eine andere Kultur des Radfahrens verkörpert. Man ist ganz anders unterwegs damit. Mittlerweile genieße ich es, mit meiner Partnerin Tina irgendwohin hin zu radeln, um dort etwas zu trinken. Das können auch mal Strecken von nur 20 Kilometer sein, von denen wir entspannt wieder zu Hause ankommen. Das kannte ich die letzten 58 Jahre nicht.

Da ging es immer nur um den Sport an sich. Sprich: große Distanzen in möglichst hoher Geschwindigkeit zu überwinden. Da hatte der Genuss keinen Raum. Ich bin froh, diese Facette durch das eBiken kennenzulernen. 

Jetzt weiß ich auch, woher der Begriff „Spritz-Tour“ kommt!  
Genau. Ich sehe das als ungemeinen Gewinn auch für noch ältere Generationen als wir beide. Zum Beispiel an meinen Eltern, die durch ihre eBikes eine neue Form der Mobilität erleben. Ein deutlich größerer Bewegungsradius, viel Komfort und immer an der frischen Luft. Ich finde das genial. 

Der RADius ist ein Magazin von Radfahrern für Radfahrer. Es war unser Anspruch, alle Alters- und alle Leistungsklassen abzubilden. Ich finde, dass du mit deinem Denken, deiner Haltung eine ganz wichtige Funktion verkörperst.
Ich bin gespannt.

Die des „Switchers“. Der passionierte Radsportler, der Zielgruppe „60 Plus“ zugehörig, der die Annehmlichkeiten der eBike-Mobilität für sich erkennt, aber immer noch in beiden Welten zu Hause.
Das kann man so sagen. 

Bewegen wir uns an den Anfang deiner Radfahr-Passion. Wie weit müssen wir da zurückgehen?
In das Jahr 1964, ungefähr. Ich habe mit sechs Jahren mein erstens Fahrrad bekommen. Das war ein Motobecane von Radsport Jaeger aus Bocholt. Damit bin ich auf der Radrennbahn in Bocholt gestartet. 

Getrieben oder intrinsisch motiviert? 
Intrinsisch. Ich hatte einfach Bock darauf, Fahrrad zu fahren. Mich musste keiner treiben. Irgendwann fand ich mich im Kader der deutschen Jugend-Nationalmannschaft wieder. Meine Bundeswehrzeit habe bei der Sportkompanie in Warendorf absolviert. Ich wurde Mitglied der deutschen Amateur-Nationalmannschaft.

Hätte da mehr draus werden können, sprich:  ein Sprung ins Profilager? 
Ja, das wäre möglich gewesen. Vor genau dieser Entscheidung stand ich damals. Damals konnte man mit dem Radsport seinen Lebensunterhalt nicht bestreiten. „Zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig“, wie man so sagt. Es gab wenige Ausnahmen, wie z. B. Didi Thurau oder Willi Paus aus Bocholt, mit dem ich viel trainiert habe. Zwanzig Jahre später hätte alles anders ausgesehen. 

Wie ging es dann weiter?
Ich habe mein Fachabitur für Bautechnik absolviert. Eigentlich wollte ich Architekt werden. 

Aperol Spritz

 

Das Rezept für den Aperol soll Anfang des 20. Jahrhunderts von den Brüdern Silvio und Luigi Barbieri erdacht worden sein. Der Name Aperol leitet sich aus dem Französischen ab und beruht auf einem Synonym für „Aperitif“ was latente Zweifel am Wahrheitsgehalt der Story aufkommen lassen könnte. Wer irgendwann darauf kam. dem Aperol Prosecco, Soda, eine Orangenscheibe und Eiswürfel beizumengen, steht ebenfalls nicht genau fest. Naheliegend scheint, dass es ein Freund der radelnden Zunft gewesen sein könnte. Wo sonst soll der Begriff Spritz-Tour herkommen. 

Das Foto von Wolfram & Tina belegt hingegen, dass es sich bei diesem Gemisch nicht um ein „Alte-Leute-Getränk“ handelt wie einige immer wieder behaupten.

Willkommen im Club.
Was wäre eigentlich aus mir geworden, wenn ich schon mit 14 meinen Träumen gefolgt wäre?

Letztendlich bin ich im Einzelhandel gelandet.  Bei Sport Brake in Rhede habe ich Ende der 70er meine Lehre absolviert. Zu der Zeit bin ich mit dem Radsport etwas kürzergetreten. Das war die Zeit, wo Windsurfen ziemlich boomte. Du erinnerst dich sicherlich an die Phase, wo unheimlich viele aus unserer Altersklasse ein Surfbrett auf dem Dachgepäckträger spazieren fuhren?

Stimmt, da war was! Verborgene Erinnerungen poppen auf. 
Bei mir war das anders. Ich habe zehn Jahre aktiv Windsurfing betrieben. Unter anderem auch als Trainer, in der Surfschule von Sport Brake. Nach dieser Phase habe ich mit Karin ein Sportgeschäft am Crispinusplatz in Bocholt eröffnet. 

Machen wir einen Zeitsprung. Ab wann gewann der Radsport wieder an Bedeutung für dich? 
Als ich kniebedingt kein Tennis mehr spielen konnte, was ich auch über Jahre intensiv gemacht habe. 

Deine Kniegelenke scheinen deine Achillesferse zu sein, oder? 
Das kann man so sagen. 

Wann war dein Rad-Comeback, und wie sah das aus? 
Das ist jetzt elf Jahre her. Seit dieser Zeit gebe ich im Sportstudio in Dingden Spinning-Kurse. 

Als Spinning-Instructor, wie man so sagt, oder? 
Als Indoor-Cycle-Instructor auf Pro-Level, wenn du es genau sagen bzw. schreiben willst. 

Wir kennen Leute … Ich finde es auf jeden Fall beachtlich, wie fit Wolfram mit seinen 64 Lenzen ist – wenn gerade mal nicht die Knie meckern. 

Welchen Typus verkörperst du auf dem Rad, was zeichnet dich aus? 
Ich war nie eine „Bergziege“, wie man unter den Radsportler so sagt. Ich war eher der Sprinter, im Stil eines Erik Zabel damals oder eines Phil Bauhaus heute. 

Bike-Inventur: Wieviel Räder kannst du dein Eigen nennen?
Insgesamt fünf. Ich habe ein altes, historisches Rennrad, zwei neuere Rennräder, ein Hollandrad und das besagte eBike. 

Können wir über Marken sprechen?
Natürlich! Ich bin mit Marken wie Peugeot, Gazelle, Moser und zum Beispiel Pinarello groß geworden. Anfang der 90er entwickelte sich der Kontakt zu Erwin Rose. Bei ihm habe ich mein erstes Rennrad erworben, als ich nach den Knieproblemen wieder aufs Rad gestiegen bin.

Danach entwickelte sich der freundschaftliche Kontakt zu Jürgen Rose. Ich war sein Modeberater und Ausstatter zum Beispiel für die Label Chiemsee und später Cinque.  

Jürgen hat mich zu einer Phase, wo es mir nicht gut ging, mit zum Cyceln nach
Mallorca genommen. Ich wollte mir Zeit nehmen, um den Tod meiner Frau Karin zu verarbeiten.

Es war Anfang 2019, zu Temperaturen, wo „kurz/kurz“ angesagt ist …

… das was bedeutet?
Sorry, das war Radfahrer-Sprache und steht für: kurze Hose, kurzes Trikot. Wir waren unterwegs mit dem Vater von Phil Bauhaus, Markus Bergmann, dem Inhaber von 2rad Center Bergmann in Borken und einigen anderen. Das war eine gute Zeit. Mallorca ist grandios zum Radfahren. 

Die Strecken und die gefahrenen Geschwindigkeiten sind schon ambitioniert, trotzdem konnte ich damals noch gut mithalten. Heute würde ich das wegen der Knie nicht mehr hinbekommen.  Jürgen ist übrigens der beste Kumpel von Armin Niehaus, dem Bruder unserer Olympia-Siegerin Jutta …

… die demnächst auch zum Interview zu uns kommt.
Finde ich gut, dass Jutta dabei ist. Ihr Bruder und Jürgen Rose unternehmen viele Radreisen gemeinsam. 

Zurück zu den Rädern und zu den Marken.
Durch die Verbundenheit mit Jürgen Rose von Rose-City fahre ich Cube-Modelle, auf die sich Jürgen spezialisiert hat. Beide Rennräder und auch das eBike sind von Cube.

„Radfahren ist ein großer Teil der Zukunft. 
Es muss so sein. 
Es läuft etwas falsch in einer Gesellschaft,
die mit dem Auto zum Training ins Fitnessstudio fährt.“ 

Bill Nye

 

Wir können uns glücklich schätzen, in der Region so gute Fahrradhändler direkt vor der Haustür zu haben. Du brauchst dir nur anzuschauen, welche Kennzeichen an den PKWs sind, die vor den Läden stehen. Dann weißt du, welche Anfahrtswege Rad-Passionisten in Kauf nehmen, um hochwertige Bikes zu kaufen.

Wie schaut deine Realität auf dem Rad aus?
Wenn ich nicht gerade im Krankenhaus liege, bis ich fast ausschließlich mit dem Rad unterwegs.

… sogar nach Dingden, um dort Spinningkurse zu geben und dann mit dem Rad wieder zurück, wie mir Kirsten erzählte.
Klar.

Gibt es Lieblingsstrecken für dich?
Ich bin sehr gerne im Achterhoek unterwegs, diese Faszination dafür ist historisch gewachsen. Ich bin damals mehrere Rennen in dem Bereich gefahren. Wenn ich bei Barlo über die Grenze fahre, schaltet mein Geist irgendwie auf Urlaubsmodus um. Auch wenn ich nur zwei Stunden dort mit dem Rad unterwegs bin. Ich finde die Holländer insgesamt angenehm-entspannt –  anders als wir. Dieses Verständnis hat sich während meiner Windsurfing-Dekade ausgeprägt, wo ich sehr viel an der niederländischen Nordseeküste unterwegs war.

Du, als ursprünglicher „Rheder Jung“, wer wäre der richtige Ansprechpartner für die legendäre „Rheder City-Nacht“ für uns?
Ganz klar, Boris Fastring!

Der kommt nächste Woche zum Interview. Wir hatten ihn eingeladen, als Vorsitzenden für den RC 77.
Bestell ihm bitte liebe Grüße. Ich habe ihn öfter bei gemeinsamen Ausfahrten getroffen. Boris ist ein netter, cooler Typ.

So, du cooler Kranker, kommen wir zum Ende. Gibt es einige Impressionen aus deiner Vita, die du uns zukommen lassen kannst?
Klar, habe ich hier auf meinem iPad. Schicke ich euch morgen.