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Thomas Kerkhoff – Bürgermeister der Stadt Bocholt

Feb 23, 2023 | BügermeisterInnen-Interviews

Jahrgang 1981︱Verheirataet mit Rebekka︱Vater von Tom 
Oben links: Die 6,50 Meter hohe Bronzestatue „Jonas entspringt dem Walfisch“ wurde seinerzeit von dem Düsseldorfer Bildhauer Max Kratz gefertigt und von Dr. Ing. d.c. Alfred Flender, dem ehemaligen Waldbad gestiftet – wo sie von 1962 bis 1991 ihren Platz hatte, bis sie an den Aa-See umzog. 
Oben rechts: Thomas Kerkhoff & Jutta Tiemann geb. Niehaus I ehemalige deutsche Rennradfahrerin I Silbermedaillengewinnnerin bei den Olympischen Spielen in Seoul (1988)

Meeting beim
Jonas am Aa-See,
nebst virtueller
Fortsetzung 

Donnerstag, 17.11.2022, 13:00 Uhr,
Königsmühlenweg, in Höhe des
Aa-See 

Meine Frau drapiert mich mit knappen Kommandos in die dortige Szenerie. Den Aa-See im Rücken, die Jonas-Statue
leicht verschwommen am rechten Bildrand, die Wolken am Himmel. Mit „Perfekt, so könnte es gehen“ scheint mein Job gemacht. „Bürgermeister für drei Minuten“ zumindest als Dummy fürs anschließende Shooting mit dem Ersten Bürger dieser Stadt. 

 

Während Kirsten noch einen Schnappschuss mit einer Möwe auf dem Haupt des Jonas einfängt, tauche ich in Erinnerungen an diese Statue ein. Circa 55 Jahre zurück, als Jonas und der Wal noch im Nichtschwimmerbecken des Bocholter Freibades über die dort Badenden wachten. Dort wurden die Statue Zeuge, wie mein Vater mir mit silbrig-glänzenden 50-Pfennig-Stücken das Tauchen beibrachte. Heute wird es möglicherweise eine App dafür geben.

Die Gedanken fließen dahin, synchron mit den geplanten 30 Minuten Kurz-Interview vor dem Shooting. In dem Moment, als unser Bürgermeister eintrifft und sein Rad abstellt, wieselt Olympionikin Jutta Tiemann joggenderweise durchs Bild. Getreu dem Motto, das kann alles kein Zufall sein, rasch noch eine Impression mit dem Bürgermeister der Fahrradstadt Bocholt und der bislang berühmtesten Rradfahrenden Bürgerin dieser Stadt.

Der Interviewer muss los, während der zu Interviewende sich für die Kamera herrichtet. Rasch die Termine gecheckt und ein Zoom-Interview für kommenden Samstag  bgesprochen. „Eigentlich“ habe er da Tom-Time – sprich: die Verantwortung für den Kerkhoff’schen Sprössling.

„Eigentlich“ wären wir ja auch schon durch gewesen mit dem Interview. Schmunzelnd stecken wir die Handys mit dem fixierten Meeting weg und einigen uns auf „Unentschieden“.  Möge das kommende Wochenende fürs 30-Minuten-Gespräch herhalten.

Samstag, 19.11.2022, 15:15 Uhr

Wir treffen uns im virtuellen Zoom-Meeting-Raum 7151508726. Momentan sei Ruhe am Babyphone mögen die Spiele beginnen. Thomas Kerkhoff nimmt einen beherzten Schluck Kaffee … dann geht es in die Fragen fürs Bürgermeister-Portrait, was wir mit all den anderen vier Amtskolleginnen und -Kollegen entlang der Bocholter Aa tun.

Lieber Thomas, wenn wir bei dir zu Hause Inventur machen würden, in der Garage, im Keller oder wo auch immer ihr eure Räder aufbewahrt, wie viel Räder würden wir antreffen und welche?
Aktuell vier. Rebekka und ich haben jeweils eins. Der „Kurze“ (gemeint ist Söhnchen Tom) hat trotz seines jungen Alters bereits zwei Räder. Im Gebrauch hat er derzeit sein Laufrad. Aber es gibt schon ein größeres Rad das Vermächtnis seines Cousins. Das werden wir hervor-holen, wenn es darum geht, Tom das Radfahrern beizubringen.

Und dein Rad ist welches?
Das, mit dem ich beim Shooting war, ein eBike von Rose.

Es folgt sein kurzer juristischer Abriss darüber, dass es nicht okay sein könnte, wenn er als Beamter ein JobRad in Anspruch nehmen würde. Das habe ich zwar nicht ganz verstanden, finde es aber lobenswert, dass er das in dieser Tiefe durchdringt und für sich entscheidet.

Danach erfolgt der Hinweis, dass er sein Rad  „normal bei Rose gekauft habe“ was ich nicht als sonderlich erwähnenswert empfinde, es aber  trotzdem mit euch teile. Gut zu wissen, dass der Bürgermeister nicht dazu neigt „Fietsen zu klauen“ was ja in dieser Stadt gelegentlich vorkommen soll. 

Wir würdest du dein eigenes Radfahr-Verhalten in der Freizeit beschreiben? 
Wir sind da in unserer Ehe sehr heterogen aufgestellt. Ich bin als Kind des Münsterlandes immer viel Fahrrad gefahren. Meine Frau kommt gebürtig aus Hessen. Von daher leben wir mit der Situation, dass wir nicht so viel mit dem Rad unterwegs sind, wie ich es mir wünschen würde. Aber wahrscheinlich deutlich mehr, als Rebekka das lieb sein könnte. Tom ist das ziemlich egal, solange er es sich im Cruiser gemütlich machen kann. 

Gepäck-Taschen-Check: Beim Shooting habe ich gesehen, dass du mit einer Ortlieb-Radtasche unterwegs bist. Was würden wir darin vorfinden? 
Die Tasche ist für mich und meinen Job optimal, weil sie Fächer hat, wo ich meinen Laptop und mein Schreibzeug geordnet unterbringen kann. Ansonsten ist der
Inhalt nicht sonderlich spektakulär … du würdest dort eine Packung Fisherman’s Friend, ein paar Packungen Tempos und eine Jacke vorfinden. 

Wenn du Freunde von außerhalb zu Gast hast, und die wollen mit dem Fahrrad eine schöne Strecke fahren, was würdest du denen empfehlen? 
Strecken, auf denen ich selbst gerne unterwegs bin, wie zum Beispiel der Aa-Radweg nicht nur, weil wir daran wohnen. Ich fahre den gerne hoch in
Richtung Eisenhütte, Suderwick, Isselburg.Aber auch stromabwärts in Richtung meines ehemaligen Heimatortes Velen-Ramsdorf.

Wir haben in der kommenden Woche einen Termin mit Dagmar Jeske, der Bürgermeisterin deines ehemaligen Heimatortes. Wie sind echt gespannt auf die Quelle der Aa „der Hochzeit der Bäche.“
Den Venn- und den Thesingbach werdet ihr euch ansehen ich kenne mich da aus. Erwartet aber nichts Spektakuläres. 

Darum geht’s auch gar nicht, es geht mehr um das Bewusstsein dafür, wo denn der „fließende Pulsschlag“ unserer Stadt seinen Ursprung hat. Bist du
eigentlich mal bis zur Mündung der Aa durchgefahren? 
Bislang noch nicht. Es muss aber dort sehr schön sein. Ich habe in nächster Zeit einen Termin im Kulturwerk in Ulft unweit der Mündung. 

Daniel Zöhler hat während seines Moving-Interviews schon sehr viel auf die Fahrradstadt und das, was hier konkret passiert, eingezahlt. Gibt es aus deiner Sicht noch etwas, was dir wichtig wäre, im Sinne der „Fahrradstadt Bocholt“ und deren Weiterentwicklung? 
Mein Gefühl sagt mir, dass wir da schon auf einem sehr hohen Niveau unterwegs sind, ohne das manchmal immer konkret zu wissen. Dennoch sollten wir uns darauf nicht ausruhen, ich sehe da noch Potenzial. 

Ich weiß von anderen Städten, die derzeit ihre Bürgerinnen und Bürger von den Vorzügen des Radfahrens noch überzeugen müssen. Über den Punkt sind wir in Bocholt schon lange hinaus, das Fahrrad ist mit der Stadt, in der wir leben, tief verwurzelt. Für uns geht es vornehmlich darum, es noch angenehmer zu gestalten die Usability zu verbessern, wie man neudeutsch sagt. 

Auf der anderen Seite finde ich es spannend, mit welchem MindSet wir hier in Bocholt
unterwegs sind. Was ist die DNA unserer Stadt und welche Rolle spielt das Fahrrad darin?
 

Wenn ich mit Menschen spreche und sie frage, was zeichnet Bocholt aus, gehört das Fahrrad sehr oft in die Top 3 der Begriffe, die fallen, mindestens aber zu den Top 5. Da wird eine Einstellung deutlich, die wir  fürs Marketing noch nutzbarer machen könnten. 

Die von dir angesprochenen Tops regen zu Nachfragen an. Was sind denn die anderen Begriffe, die sehr oft fallen, die Bocholt auszeichnen? 
Das hängt natürlich mit dem Hintergrund der Gesprächspartner zusammen. Für viele ist der 1. FC Bocholt mit seiner bewegenden Geschichte das Aushängeschild für unsere Stadt. Für viele ist es Bocholt als Einkaufsstadt … oder die Stadt mit den besten Schützenfesten … oder die Stadt mit Aa und Aasee. Auffallend finde ich, dass in fast allen Gesprächen immer das Thema Fahrrad auftaucht oftmals auch von Menschen von außerhalb. 

Ich kann das mal an einem Beispiel deutlich machen: In dem Architekten-Wettbewerb für die Umgestaltung des ehemaligen Sparkassengebäudes Markt 8 gab es einen Professor, der in Düsseldorf lebt und der in Leipzig lehrt. Der kannte Bocholt, weil er vor 20 Jahren hier mal ein Fahrrad gekauft hat.

Das spiegelt etwas wieder, was wir in diesem BikeMagazin-Projekt schon des Öfteren gehört haben. Dass sich Bocholt als „Einkaufsstadt für Fahrräder“ in den Köpfen der Bikerinnen und Biker jenseits dieser Region etabliert hat.

Ich habe mal für einen südafrikanischen Freund und WineMaker aus Hermanus, der hier zu Gast war, fast eine Vermisstenanzeige erstatten müssen, weil er in den Etagen von BikeTown Raum und Zeit vergessen hatte.
Das gilt übrigens für viele unserer Händler und das schon über Jahre. Meine
Eltern haben vor 25 … es können auch 30 Jahre sein, dort wo heute Rose City
ist, Barra-Fahrräder gekauft. Somit waren wir mindestens einmal im Jahr wartungsbedingt in Bocholt.

 

„Bei keiner anderen Erfindung ist das Nützliche mit dem Angenehmen so innig verbunden wie beim Fahrrad.“ 

(Adam Opel)

Wir nähern uns dem Ende. Was würdest du dir von diesem jungen BikeMagazin RADius wünschen?
Ich fände es klasse, wenn ihr den Bereich Rad-Tourismus aufgreift. Wir sind zwar ganz gut unterwegs, aber im Bereich Übernachtungszahlen könnten wir für meinen Geschmack wesentlich mehr tun, für eine Stadt dieser Größe. Es wäre in diesem Zusammenhang förderlich, wenn wir mehr regional statt lokal denken. Wir müssen nicht immer Start oder Ziel einer Route sein. Wichtig ist, dass wir Bestandteil der Route sind, der Menschen, die diese Region besuchen. 

Mir wäre auch wichtig, dass wir die Nähe zu den Niederlanden als Marketingvorteil nutzen. Menschen finden es einfach spannend, ein anderes Land kennenzulernen. Wenn dies so unkompliziert und naheliegend mit dem Fahrrad zu realisieren ist, umso besser. 

Ich habe unlängst mit einem Freund eine Fahrradrunde gedreht und einen Abstecher nach Winterswijk unternommen. Ich war erstaunt, wie schnell und komfortabel wir auf beiden Seiten der Grenze unterwegs sein können. 
Ja. Ich habe vor einiger Zeit bei „De Ronde in de Achterhook“ das ist eine Art Profi-Radrennen in den Niederlanden mit meinem Bürgermeisterkollegen Anton  Stapelkamp aus Aalten in einem Begleitfahrzeug mitfahren dürfen. Ich war echt begeistert von der Route und den Stellen, die wir gesehen haben. 

Da sprechen wir über keine großen Entfernungen, wahrscheinlich wäre ich in 20 Minuten mit dem Rad dort. Anton und ich waren uns einig in dem Gedanken, dass es gut wäre, einen Teil dieses Rennens mal in Bocholt stattfinden zu lassen. Das haben wir auch dem Rennleiter kommuniziert. Schauen wir mal, was daraus wird. 
Wir haben bei dem Abschiedsrennen von Marcel Sieberg, was wir als Stadt begleitet haben, gespürt, welche große Begeisterung und Interesse in der Bevölkerung für diese Veranstaltungen vorhanden ist. 

Klingt toll, wir sind gespannt. Merci, Thomas, für deine Zeit – insbesondere am Wochenende!

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