Mo.-Fr., 8 – 17 Uhr

M

Kontakt 

Münsterstraße 12,
46397 Bocholt

Twitter

Mit dem Laden des Tweets akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Twitter.
Mehr erfahren

Inhalt laden

Follow Us

Mechtild Schulze Hessing – Bürgermeisterin der Stadt Borken

Feb 23, 2023 | BügermeisterInnen-Interviews

Jahrgang 1960︱Verheiratet︱Mutter von zwei erwachsenen Kindern

Ein doppelfunktionales Interview 

Mit der Bürgermeisterin der Stadt mit den zwei Aa’s, zugleich aktuelle Vorsitzende der LEADER-Region „Bocholter Aa“

Freitag, 25. November 2022 I 09:00 Uhr I Stadtverwaltung Borken I Im Piepershagen 17 I 46325 Borken

Das Wetter scheint sich in den letzten Tagen treu zu bleiben. Wolkenverhangener Himmel, leicht „usselig“, wie unsere Mütter und Großmütter die Mischung aus ungemütlich, nass und kalt beschreiben würden. Dennoch allzeit bereit, aufzu-klären und dem Tag freundlicher entgegenzublicken. 

Das tut auf jeden Fall die Bürgermeisterin Mechtild Schulze Hessing, die wir in  wetter-angepasster Biker-Montur in einem Gespräch mit einem Mitarbeiter vor ihrem Büro antreffen. Daunenmantel, Leuchtweste, farbenfroher Schal, Stiefel, Rucksack und Fahrradhelm verraten, dass wir es gleich nicht mit einer Schönwetter-Radfahrerin zu tun haben werden. Wir haben nicht den Eindruck, dass das Interview-Thema das heutige Outfit bestimmt, sondern dass wir eine realistische Facette aus dem Leben der Bürgermeisterin einfangen. Während sie uns in ihrem Büro den Kaffee einschenkt, den ihr Team für unser Interview vorbereitet hat, klären wir das Prozedere unseres Gesprächs. 

Neben den Fragen mit Bike-Bezug ist es uns wichtig, mit der aktuellen Vorsitzenden der LEADER-Region „Bocholter Aa“  über genau diesen Verein zu sprechen. Inklusive dem Bezug zur ersten Ausgabe unseres Bike-Magazins RADius. 

Die LEADER-Region „Bocholter Aa“

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Liebe Frau Schulze Hessing, wie würden Sie meiner Mutter Änne mit ihren 83 Jahren erklären, was es mit diesem Zusammenschluss auf sich hat? 
Ich würde Ihrer Mutter Änne sagen:  „LEADER ist ein Förderprogramm der Europäischen Union zur Stärkung des ländlichen Raumes. Im Jahre 2008 haben sich die Anrainerstädte Bocholt, Borken, Isselburg, Rhede und Velen zur LEADER-Region „Bocholter Aa“ zusammengeschlossen. Ziel ist es, den Grundgedanken 
der EU au zunehmen, sprich: interkommunal zusammenzuarbeiten und uns als Region zu verstehen, die es zu stärken gilt.“ 

LEADER  steht für: frz. Liasion entre actions de développement rurale. Das nachfolgende Video stellt es sehr anschaulich dar.  

Wie ist das für unsere Region organisiert?
Hier gibt es eine Lokale Arbeitsgruppe (LAG), die sich aus relevanten öffentlichen und privaten Akteurinnen und Akteuren zusammensetzt, also Vertretende bzw.
Vertreterinnen und Vertreter der Behörden, Menschen aus dem Vereinsleben, der Landwirtschaft etc. region-bocholter-aa.de

Wir selbst sind auf LEADER aufmerksam geworden durch einen Aufruf, den wir auf Facebook wahrgenommen haben. Wo es darum ging, Kleinprojekte einzureichen, die dann möglicherweise durch LEADER gefördert werden. Das ist der Grund, warum wir heute hier zusammensitzen und dieses Gespräch führen.
Stimmt Ihr Magazin-Projekt wird auch mit LEADER-Mitteln unterstützt. Ich finde diese Kleinprojekte eine Riesenidee. Die gibt es seit ca. 2-3 Jahren. Ziel ist es,
Innovationen und Kreativität der Menschen aus der Region zu fördern, die uns alle bei der LEADER-Idee unterstützen. Und das in einer sehr einfachen, niederschwelligen Form. Wie ist Ihre Wahrnehmung dazu? 

Wir sind sehr angetan von dem unkomplizierten Verfahren. Die Idee zu einem Bike-Magazin ist in der Corona-Phase entstanden. Nachdem wir gelernt hatten, auch auf Distanz (aus dem Home-Office) heraus zusammenzuarbeiten und unsere bis dato drei Magazin-Projekte zu digitalisieren, war Raum für neues Denken – neue Projekte.Wir waren der Auffassung, dass unsere Radfahr-Region ein eigenes BikeMagazin verdient habe.

Diese Idee wurde von vielen begeistert aufgenommen, dennoch war der Zeitpunkt alles andere als glücklich. Die Händlerinnen und Händler hatten Schwierigkeiten, die Nachfrage nach Fahrrädern zu befriedigen. Der Lockdown machte es unmöglich, irgendwo einzukehren … zu übernachten. Somit legten wir dieses Projekt auf Eis.
Bis Mitte des Jahres 2022 ….

 

Ich finde das großartig,
wir sollten viel mehr über  LEADER sprechen …

Stimmt. Bis zu unserer Entscheidung den RADius dem LEADER-Auswahlgremium vorzustellen, sprich: uns zu bewerben. 80 Prozent der Druckkosten
für diese Erstausgabe werden mit LEADER-Mitteln finanziert.

Das ist beruhigend zu wissen, für den Launch eines neuen Magazins. Insbesondere in Zeiten wie diesen, wo immer noch sehr viel Verunsicherung im Handel und in der Gastronomie herrscht.
Ich finde das großartig, wir sollten viel mehr über LEADER sprechen … 

Dann lassen Sie uns das tun bzw. schreiben. Wir werden an dieser Stelle eine Übersicht über die Kleinprojekte 2022 verlinken, um Menschen zu inspirieren … zu ermutigen, sich in LEADER einzubringen: region-bocholter-aa.de/neu-kleinprojekte

Haben Sie uns in weiteres LEADER-Beispiel parat?
Ja, zum Beispiel das LEADER-Projekt Biodiversität. Dazu gibt es eine eigene Website: Region Bocholter Aa  schafft Lebensräume 

Da geht es z. B. um Blühwiesen, um Ursprungspflanzen unserer Heimat und deren Herkunft, Randflächen attraktiv zu nutzen, um Renaturierung, um pragmatische Dinge wie Bienenhotels, um Wahrnehmung und Nachhaltigkeit von Landwirtschaft und Naturschutz. 

Spannend finde ich auch die Förderung von eCar-Sharing in Nachbarschaften, wo die Anschaffung eines solchen Fahrzeugs und die eSäule gefördert werden können mit dem Ziel, dass die Teilnehmenden mittelfristig auf ihren Zweitwagen verzichten.  

Wir haben so viel im Bereich unserer LEADER-Region
„Bocholter Aa“, mit dem wir wuchern dürfen.

Mechtild Schulze Hessing

„Der Fluss ist ein unerschöpfliches 
Geschenk, das uns daran erinnert, 
dass wir alle miteinander verbunden sind.“ 

 

lt. ChatGPT von John Muir – schottisch-US-amerikanischer Naturphilosoph

und Autodidakt

Borken – die Stadt mit den zwei Aa’s 

Die Leserinnen und Leser des RADius haben jetzt eine Idee, was LEADER ausmacht und wo sie an weitere Informationen kommen können. Schwenken wir zu unserem Magazin, konzentrieren wir uns auf das Thema Bike … 
Gerne.

Auch an Sie die obligatorische Frage: Wenn wir bei Ihnen zu Hause Inventur machen würden, in der Garage, im Keller oder wo Sie sonst Ihre Räder aufbewahren, wie viel Räder würden wir antreffen und welche? 
Dann wären wir bei uns im Schöppken, wie man so sagt. Wir wohnen etwas ländlich, unsere Räder sind dort in einem alten Steinhaus untergebracht. 

Vorfinden würden Sie dort: die alte „Schese“ unseres Sohnes, zwei Räder meines Mannes, mein eBike und mein normales Fahrrad. 

Das sah vorhin ganz vertraut aus, Sie in Ihrem Bike-Outfit. Ausnahme oder Regel? 
Eher die Regel. Wenn es geht, lege ich die acht Kilometer von unserem Zuhause bis zu meinem Schreibtisch in der Stadtverwaltung mit dem Rad zurück.

Wir haben durch Ihre Amtsbrüder und Amtsschwestern erfahren, dass man als Bürgermeisterin bzw. Bürgermeister eine limitiertere Freizeit hat, als viele sich vorstellen. Wenn es die Zeit zulässt, wäre es ungewöhnlich, Sie auf dem Rad anzutreffen?
Überhaupt nicht. Ich bin mit meinem Mann sehr gerne mit dem Rad an der Aa unterwegs gerne auch mal auf einem Abstecher in die Niederlande. Wir finden das Knotenpunkt-System genial, was wir von unseren Nachbarn übernommen haben. Da kann man sich quasi gar nicht mehr verfahren. 

Gibt es eine Lieblingsstrecke, die Sie mit uns teilen möchten? 
Wir sind zwischen Weseke, Oeding und Burlo zu Hause. Von dort brechen wir gerne in Richtung Burg Gemen auf. Weiter geht’s über die Schönstatt-Au, dort, wo die Borkener Aa in die Bocholter Aa fließt. 

Schon wieder etwas gelernt, für mich war die Borkener Aa das Teilstück der Bocholter Aa, was durch Borken fließt.
Nein, die Borkener Aa ist ein Nebenfluss der Bocholter Aa …

… die wo ihren Ursprung hat?
Wir stellen fest, dass die Damen im Vorzimmer von Frau Schulze Hessing nicht nur extrem leckeren Kaffee kochen, sondern auch extrem fix darin sind, spontanen Wissenslücken abzuhelfen. Wir bekommen einen Wikipedia-Ausdruck ausgehändigt, der besagt: 

„Die Borkener Aa (im Oberlauf Engelradingbach) ist ein 11 Kilometer langer Nebenfluss der Bocholter Aa. Sie entspringt in Buschhausen,  südlich von Heiden, durchquert Marbeck und das Borkener Stadtzentrum, wo sie links in die
Bocholter Aa mündet.“

Da soll man nicht durcheinander kommen, mit den ganzen Aa’s Sympathisch zu sehen, dass wir mit unserer aufkeimenden Gewässer-Neugierde nicht alleine unterwegs sind. Wie schon geschildert, es gibt noch viel zu tun und zu sehen. Auch die heute aufpoppenden, bedeutsamen Gewässerverbindungen werden wir abfahren und dokumentieren. Das ist die Aufgabe, der wir uns verschrieben haben. 

Was sollte der Radtourist wissen, wenn er mit seinem Rad die Stadt Borken quert?
Vielleicht sollte man gelegentlich den sportlichen Aspekt des Radfahrens nicht zu sehr in den Fokus stellen. Wir sind bisweilen getrieben vom „höher, schneller, weiter“.

Ich fände es toll, wenn wir uns zwischendurch aufs Wahrnehmen und Erleben konzentrieren. Ich würde jede Radfahrerin und jeden Radfahrer ermutigen wollen, in unserer schönen Innenstadt eine Pause einzulegen. Die vielfältige Gastronomie in Anspruch zu nehmen und dabei den Blick in das Umfeld schweifen zu lassen. 

Mit der Fertigstellung des Aa-Radweges bin ich sehr oft über Rhede die Stadt Borken angefahren. Ich finde den Bereich rund um den Pröbsting-See genial. 
Ist er auch. Wir haben so viel im Bereich unserer LEADER-Region „Bocholter Aa“, mit dem wir wuchern dürfen. Letztendlich ist alles so nah, wenn wir uns die Distanzen vor Augen führen, die wir dank der eBike-Mobilität komfortabel überbrücken können. 

Apropos Überbrücken … gute Überleitung. Wie steht es um Ihren Gepäck-Taschen-Check: Was würden wir in Ihrer Radtasche vorfinden? Zunächst einmal bräuchten Sie die Geduld, zwei Radtaschen zu checken, die ich in der Regel mitführe. 

Wieso sollte das am Rad anders sein als im Urlaub? Ich kann mich nicht gegen die Bilder wehren, die vor meinem geistigen Auge aufpoppen, wenn ich das Gepäckverhalten meiner Gattin mit meinem vergleiche. Ich bin gespannt, ob diese Passage einem Streichergebnis der Mit-Herausgeberin des RADius zum Opfer fällt – sprich: meiner Frau. 

 

51,85704° N, 6,84902° O
Von rechts kommend mündet die 11 Kilometer lange Borkener Aa  in die Bocholter Aa.

Okay, Frau Schulze Hessing, widmen wir uns Ihren beiden Radtaschen. Was würden wir darin vorfinden?
Regenbekleidung, Handschuhe … weil ich schnell friere, deswegen auch eine warme Jacke, eine Flasche Wasser, Müsli-Riegel, einen Schraubenschlüssel  den mir mein Mann verordnet hat, den ich aber noch nie benutzt habe. Im Gegensatz zu meinem Helm, der mich schon zweimal geschützt hat bei entsprechenden Unfällen.

Ich schmunzele in mich hinein. Man kennt sich kaum, trotzdem kommen mir einige Passagen so vertraut vor. Männer scheinen bevorzugt Frauen etwas zu verordnen, das sie nicht brauchen.

Wenn meine Artgenossen gelegentlich sagen: „das ist so ein FFrauending“, dann merke ich, wie ich innerlich dagegen remonstriere, weil ich solche Klischees generell eher doof und chauvinistisch finde. Als wir uns jetzt nach dem Interview nach draußen begeben, um an der „Borkener Aa“ ein paar realistische Impressionen mit der Bürgermeisterin zu schießen, kommt zwischen Model und Fotografin die Frage auf „Mit oder ohne Weste?“

Mein Denken: „Mit Weste, weil authentisch.“ Die Frauen entscheiden: „Ohne Weste, weil zu präsent.“ Was denke … schreibe ich … das könnte so ein „Frauending“ sein, von dem ich gelegentlich höre.                                          

Letzte Frage, Frau Bürgermeisterin. Was wäre aus Ihrer Sicht noch wichtig zu wissen für die Leserinnen und Leser des RADius?
Dass es in Borken einen überparteilichen Gedanken bei der Mobilitätsplanung gibt und der heißt „FIETSE FIRST“.

… gerne mit ein paar Stichpunkten angereichert: 
Wir binden die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt ein, um gemeinsam den Radverkehr zu stärken. Im Fokus stehen innerörtliche Fahrradstraßen, wie z. B. auf der Langen Stiege. Wir streben mehr Fahrradstraßen an, auch um unsere Quartiere gut und sicher anzubinden. Das gilt auch für die Verbindung mit
Ortsteilen wie z. B. Marbeck. Wir wollen gewährleisten, dass sich die Bürgerinnen und Bürger komfortabel und sicher mit dem Rad in unserer Stadt und in unseren
Außenbereichen bewegen können. 

Vielleicht noch ein letzter Punkt. Neben der Servicequalität für die Menschen, die hier in der Region leben, ist es uns wichtig, dass auch die Menschen von außerhalb spüren, dass sie bei uns willkommene Gäste sind gerne auch mit dem Rad. Aus diesem Grund halten wir an unserer Fahrradstation der Tourist-Info, auf dem De-Wynen-Platz / Brinkstraße, Boxen mit Leihfahrrädern vor, die man unkompliziert mieten kann. 

Fast vergessen, sorry! Welche Fahrradhändler gibt es in Borken?  
Es gibt das 2-rad-Center Bergmann auf der Raiffeisenstraße, eine Dependance des Bocholter Zweiradgeschäftes Hochrath am Neutor und Van der Beck auf der Mühlenstraße sowie Zweiräder Funda und Mosemann in Gemen.  

Danke, Frau Schulze Hessing,  für Ihre Zeit. 

 Jetzt gilt es, uns zu sputen, um im Zeitplan zu bleiben. Um 10:00 Uhr steht das zweite Bürgermeisterinnen-Interview in dieser Runde an. Wir freuen uns darauf, Dagmar Jeske in Velen zu treffen und um endlich zu sehen, wo die Aa ihren Ursprung hat. 

Stadt Borken
Im Piepershagen 17, 46325 Borken
T. 02861 93 90
stadtpost@borken.de
www.borken.de