Gut Heidefeld meets RADius
Mittwoch, 21. Dezember 2022 I 10.33 Uhr I 46399 Bocholt-Spork I Am Wielbach 7c I Im Café vom Gut Heidefeld
Zehn Minuten hat unser Untersatz für die 5,8 Kilometer lange Strecke von unserem Garagenhof bis zu den Parkplätzen dieses liebevoll restaurierten und gepflegten „Mittelods“ gebraucht. Die deutsche Sprache sieht diese Begrifflichkeit nicht vor – bislang zumindest. Angesichts des Engagements der Familie Ostermann und der Schönheit der 12.500 gestalteten Quadratmeter, halten wir es für angemessen, den Begriff Kleinod, den wir auf unsere Webseite entdeckt haben, sprachlich zu steigern.
Die Geschichte von Gut Heidefeld reicht 212 Jahre zurück. Im Jahre 1811 war es ein gewisser Oberstleutnant Friedrich Wilhelm von Hamelberg, der das Gebäude als Wohnschloss konzipiert und erbauen lassen hat.
Wir besetzen den letzten freien Parkplatz auf dem Gelände. Keine große Gesellschaft, wie von uns angenommen, füllte die Räumlichkeiten des dortigen Cafés – es waren bunt gemischte Gruppen von Frühstücksgästen, die sich dort am Buffet labten.
Wir begrüßen einige bekannte Gesichter. Ein sehr freundlich dreinblickendes Mannsbild, neben einer PAN-Gefährtin von Gattin Kirsten, konnte ich spontan nicht zuordnen. Die Peinlichkeitsphase dauert exakt zwanzig Sekunden. Solange hat es gebraucht, zwei Gläser Sekt zu ordern, um mich bei dem Paar zu meiner Schusseligkeit zu bekennen und Besserung zu geloben. Kleine Gesten erhalten die Freundschaft.
Yvonne Loock, die Geschäftsführerin vom Gut Heidefeld, empfängt uns und lotst uns in eine ruhigere Ecke im Saal, wo wir uns zum Cappuccino und zum Interview niederlassen. Hingucker Nummer 1 bis 3 des Saales sind extrem amtliche Kronleuchter, die zwischen dem historischen Gebälk hängen. Ich schätze deren unterschiedliche Durchmesser auf 1,30 bis 2 Meter. Meine Bemerkung „Augenscheinlich überdimensioniert für unseren Meetingraum“, scheint die Gattin zu beruhigen. Eine trügerische Ruhe, wie ich finde. Irgendwann muss ein solches Teil her – wir könnten ja mit dem kleinsten anfangen.
Liebe Yvonne, gehört das „radfahrende Volk“ zu eurer Zielgruppe?
Unbedingt, sonst säßen wir ja jetzt nicht hier, oder?
Es gibt sicherlich schlauere Fragen, ein Interview zu starten. Insbesondere, wenn man zuvor an 30 Fahrradständern mit eBike-Ladestationen vorbeigelaufen ist. Irgendwie bekomme ich meinen Schussel-Modi nicht abgestellt. Ich glaube, ich bin mehr der Nachmittags-Interview-Typ. Vielleicht hilft mir ein weiterer Cappuccino, besser auf Sendung zu kommen.
Okay, reden wir über die Zielgruppe, die Biker. Was erzählen wir denen? Was zeichnet euch aus? Warum sollte man sein Fahrrad hier in den Fahrradständer schieben?
Naheliegend erscheint, um unsere einzigartige Parkanlage zu genießen.
Für wen könnte die interessant sein?
Für Gartenliebhaber, für Schulklassen, für Gäste, die einmal in einem besonderen Ambiente verweilen oder gar übernachten wollen. Eigentlich für jeden, der empfänglich für Schönes ist. Für Menschen, die Zeit und Muße haben, dieses Angebot an Entschleunigung wahrzunehmen und wirken zu lassen.
Was ist eure Intention mit dem Gut Heidefeld?
Meine Eltern Rudolf & Margot haben das Gut Heidefeld im Jahre 2010 erworben. Es war ihnen ein Bedürfnis, hier etwas Außergewöhnliches zu schaffen. Einen Garten, der sich an den Vorbildern englischer Gärten orientiert, mit wohl überlegten Sichtachsen in den Garten hinein. Zum Beispiel vom Teehaus aus, wo sie unlängst noch ein WC haben installieren lassen, damit die Besucher nicht zurück zum Cafe laufen müssen – was ja eigentlich nicht weit entfernt ist.
Margot & Rudolf Ostermann ̵ Eigentümer/in des Gut Heidefeld
Das klingt nach einem außerordentlichen Engagement deiner Eltern …
Das finde ich auch, zumal sie hier auch wohnen. Aber die beiden haben Freude daran, diesen Park mit anderen Menschen zu teilen. Alles wohl durchdacht und so arrangiert, das wir hier den Wandel der Jahreszeiten über Frühling, Sommer, Herbst und Winter erleben können.
Ich blättere in einem Flyer: 7.000 Quadratmeter Parkanlage ̵ 1.300 Meter Wegstrecke ̵ 2.000 Pflanzenarten.
Ein Blick auf die Galerie der Webseite gewährt neben Einblicken in den Garten, auch Impressionen vom Saal, dem Cafe und den Rooms & Appartements, die für Übernachtungsgäste zur Verfügung stehen.
An wen richtet sich das Angebot, bei euch zu übernachten?
Schon zu Beginn war es die Idee, speziell den Fahrradtouristen ein Zuhause auf Zeit zu bieten, in dem sie sich von einer Tour erholen und gerne auch ein paar Tage verweilen können. Unser Angebot richtet sich ebenfalls an Business Leute, Familienbesucher und Urlauber.
Wie viele Menschen können zeitgleich bei euch unterkommen?
Wir haben insgesamt sechs Unterbringungsmöglichkeiten. Hier im Gut gibt es zwei hochwertig eingerichtete Doppelzimmer, mit integriertem Bad. Einen Steinwurf entfernt in der ehemaligen Sporker Schule, dem heutigen Ludgerushof, gibt es vier Appartements. Die kleineren sind ausgelegt für bis zu zwei Personen. Die beiden größeren für zwei bis vier bzw. sechs Personen.
So könnte eine Truppe von 18 Radfahrern zeitgleich bei euch einchecken.
Rein rechnerisch schon. Wenn diese rechtzeitig reservieren, könnte das klappen.
Wieviel Geld müssen die Radtouristen in ihre Brustbeutel stecken, um eine Nacht bei euch zu verbringen?
Die Preise für eine Nacht in einem der Doppelzimmer hier im Gut Heidefeld sowie in den Appartements im Ludgerushof variieren nach Saison und Größe. Sie starten ab einem Preis von 84,50 Euro.
Ihr seid berühmt für euer Frühstücksbuffet, wie auch die Auslastung heute zeigt. Was müssen Interessierte dazu wissen?
Wir bieten unser Frühstücksbüffet von Mittwoch bis Sonntag an. An Wochenenden und Feiertagen reichern wir unser Buffet noch zusätzlich um Antipasti, Fisch und Nachspeisen an.
Wenn ich mich jetzt in euren Garten reindenke, den wir auch sommertags schon genossen haben, baut sich vor meinen Augen ein romantisches Sundowner-Picknick auf. Wäre so etwas denkbar?
Nicht nur denkbar, es ist sogar ausdrücklich erwünscht. Unsere Übernachtungsgäste können jederzeit durch das Tor des Gartens, um diesen frei nutzen zu können.
Wie cool ist das denn? Es sind zwar nur die geschilderten 5,8 Kilometer Entfernung bis zu diesem „Mittelod“, aber ich nehme ein blindes Verständnis in den Augen der Gemahlin war. Dieses Picknick, nebst Übernachtung im Yellow- oder Green-Room des Wohnschlosses, setzen wir mal flott auf die unbedingt-to-do-Liste für dieses Jahr.
Wir tauschen uns aus, zu der aus unserer Sicht verkümmerten Picknick-Kultur in unseren Breitengraden. Wie toll es wäre, vom Gut Heidefeld aus zum Bocholter Wochenmarkt oder zum Markt nach Dinxperlo zu fahren und sich die Radtaschen mit leckeren Dingen vollzupacken. Das Genusszentrum meiner Synapsen stimmt eine La-Ola-Welle an. Schnell fädeln sich weitere kulinarische Hotspots zu einer Fietsen-Tour rund um Spork zusammen. Bin ich froh, dass wir die Medienpartnerschaft mit Komoot geschlossen haben, um diese demnächst mit euch zu teilen.
Wenn ihr euch etwas wünschen könntet, gäbe es da etwas?
Wir fänden es toll, wenn Menschen das Potenzial unseres Gutes so annehmen, wie ihr das gerade geschildert habt. Ob als Paar oder in der Gruppe. Gerne auch für mehr als eine Übernachtung. Es gibt so tolle Möglichkeiten in unserem Umfeld, die man mit dem Rad gut erreichen kann. Das Gut Heidefeld ist ein ideales Basislager, um täglich mit dem Rad in eine Richtung aufzubrechen und abends den Tag hier ausklingen zu lassen – möglicherweise mit der kulinarischen Beute der Tour zum Picknick im Garten oder im Salon im Gut, der den Zimmern angeschlossen ist. Übrigens gibt es dort auch eine Gemeinschaftsküche.
Darf ich mir noch etwas wünschen?
Zwei Cappuccino bedeuten auch zwei Wünsche.
Wir würden gerne mehr unserer niederländischen Nachbarn hier begrüßen. Wir wissen, dass die ein gutes deutsches Frühstück zu schätzen wissen. Es scheint so zu sein, dass sich die Vielfalt und Qualität unseres Frühstücks jenseits der Grenze noch nicht so richtig rumgesprochen hat.
Zum Abschluss machen wir uns auf in den Garten. Yellow- und Green-Room sind derzeit belegt – aber weitere Impressionen findet ihr auf der Website.
Imposant ist der Salon, der von den Gästen genutzt werden kann. Liebevoll ausgestattet mit einem Kachelofen, einer alten Vitrine, historischem Porzellan, Tischwäschen aus Leinen. Ich weiß nicht, ob „morbider Chic“ die richtige Bezeichnung wäre. Ich weiß nur, dass wir uns hier sehr wohlfühlen werden!
Als wir ins Freie treten, zeigen sich Sonne und Garten von ihrer schönsten Seite. Der Rasen unter der 200 Jahre alten Rotbuche ist noch feucht vom Regen. Die Sonne funkelt durch die kahlen Äste, an denen sich die Reste vom Laub festzuklammern scheinen.
Wir blicken durch die Sichtachse aufs kleine Teehaus. Dem Ort, wo wir „Gassi gehen“ werden, wenn wir nebst Bikes, Picknick-Korb und entsprechender Decke hier aufschlagen werden. Versprochen!
An der Ausfahrt weisen uns rote Radfahrschilder den Weg zu den Knotenpunkten 38 und 39 – mit deren Logik wir uns noch beschäftigen werden. Wir fahren die 50 Meter bis zu den Appartements in der umgebauten Sporker Schule. Der freundliche Gärtner, den wir auf dem Weg zum Auto sprachen, hat nicht zu viel versprochen. Abschließbare Boxen mit Ladestationen belegen, dass Biker hier extrem willkommen sind.
Übrigenfalls, wie Kirsten zu sagen pflegt, auf Gut Heidefeld kann man auch heiraten. Also, wenn sich während der Fahrrad-Tour spontan was ergeben sollte, einfach Yvonne nebst Team anrufen.
Während wir heimwärts fahren, gibt mein Gehirn keine Ruhe. So schön das Gesehene. So toll die Optionen, dank der Gastlichkeit der Familie Ostermann. Ich denke, ich belasse es erst einmal mit der skizzierten Picknick-Auszeit und wiege die Gemahlin in Sicherheit. Aber ich bin mir sicher, dass hier noch mehr gehen könnte.
Hast du noch irgendwas, was du unseren Lesern und Leserinnen sagen möchtest, was das Radfahren und Gut Heidefeld verbindet?
Wir sind Gastgeber der Hohe Mark-Radroute.
Gut Heidefeld GmbH & Co. KG
Am Wielbach 31b, 46399 Bocholt
T. 02871 23 70 832
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