Mo.-Fr., 8 – 17 Uhr

M

Kontakt 

Münsterstraße 12,
46397 Bocholt

Twitter

Mit dem Laden des Tweets akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Twitter.
Mehr erfahren

Inhalt laden

Follow Us

Boris Fastring „Der Vorsitzende des RC 77“

Feb 27, 2023 | BikePeople

Boris Fastring – Vorsitzender des Radsportclubs Bocholt 77 e.V.  (RC Bocholt 77) mit einer Hommage an die Rheder City-Nacht

Montag, 07. November 2022 I. 16:00 Uhr I Meetingraum MÜ12 Verlag 

Ihr kennt das Sprichwort „viele Wege führen nach Rom“. Zum Meeting mit Boris Fastring waren es insgesamt drei. Boris war einer der Ersten, den wir als „Schlüsselperson“ in unser RADius-Projekt-Board aufgenommen hatten. Unser Anstand gebot es, dem aktuellen Vorsitzenden des traditionsreichen Radsportclubs Bocholt 77 e.V. (RC Bocholt 77) eine Bühne im RADius zu geben. 

Bestärkt darin wurden wir durch unseren Verlags-Gefährten Bruno Wansing, der uns ein Meeting mit Boris empfahl, und das Interview mit Wolfram Kolks, der uns Boris als idealen Zeitzeugen der Rheder-City-Nacht ans Herz legte. 

Der erste Eindruck von Boris: stattlicher Kerl, kräftiger Händedruck, sympathisches Lächeln. Auf geht´s ins Gespräch mit einem Ehemann, Vater zweier Töchter, aus dem Baujahr 1976 (also er, nicht die Töchter). 🙂

Boris, wie wird man Vorsitzender eines solch traditionsreichen Radsportclubs? 
Idealerweise, wenn man aus einer radsportbegeisterten Familie kommt. Mein Eltern haben mich schon in sehr jungen Jahren für den Radsport angefixt.

Ich bin mit vier Jahren aufs Rad gestiegen. Mein erstes Rennrad habe ich mir damals von dem Geld gekauft, was ich zur Konfirmation geschenkt bekam. Seitdem hat mich der Radsport nicht mehr losgelassen. Den Vorsitz bei unserem Verein habe ich seit drei Jahren inne.

Was sollte man über den RC 77 wissen?
Dass wir eine 45-jährige Vereinsgeschichte haben, aus der sehr viele Talente erwachsen sind. Wir haben heute noch ca. 300 Mitglieder.

Wie ist es eigentlich um das Gelände eurer alten Radrennbahn bestellt, auf dem ein BikePark entstehen soll?
Dieses Projekt beschäftigt uns seit zehn Jahren. Wir müssen uns verändern, um unseren Verein auch für den Nachwuchs, die Kinder und Jugendlichen attraktiver zu gestalten.

Für die Kids ist das Rennrad nicht mehr so populär, wie für uns seinerzeit. Heutzutage geht es mehr um Geschicklichkeit, um Sprünge, Loops etc.
Sagen dir die Namen Lukas Knopf oder zum Beispiel Erik Fedko etwas?

Den ersten kenne ich aus der Augsburger Puppenkiste, der andere sagte mir nichts – bislang.
Du verwechselst da was, das Stück des Marionettentheaters hieß „Jim Knopf und Lukas der der Lokomotivführer“.

Danke für die Nachhilfe! Erzähl mir doch bitte etwas zu den beiden.
Lukas Knopf ist ein erfolgreicher Mountain-Biker mit eigenem YouTube-Kanal und Modelabel für Street- und Bikewear. Und Erik Fedko ist ein sogenannter Slopestyler aus dem Ruhrgebiet, der für das Team von Red Bull an den Start geht.

Da ich mein „Kind im Manne“ permanent pflege, kommt es relativ selten vor, dass ich mich gewissen Themen entwachsen sehe. Aber jetzt schlägt ein
solches Momentum erbarmungslos zu. Ich glaube, ich werde alt! 

Okay! Und ihr gebt den Fans dieser Jungens, der neuen Szene fortan ein Zuhause?
Das ist unsere Absicht, die von Politik und Verwaltung mitgetragen wird.

Wie ist der aktuelle Sachstand?
Nachdem die Untersuchungen ergeben haben, dass der Boden des Geländes nicht kontaminiert ist, wurde die Oberfläche verdichtet und versiegelt. Somit könnte der erste Spatenstich im Jahre 2023 Realität werden.

Wer außerhalb des RC 77 widmet sich den Radsportbegeisterten in und um Bocholt?
Da gibt es die Kollegen vom ADFC. Das ist die weltweit größte Interessenvertretung für Radfahrer und Radfahrerinnen, mit mehr als 220.000 Mitgliedern. Die haben auch eine Sektion in Bocholt.

Da geht es aber mehr um das gemeinsame Erlebnis des Radfahrens, um Touren. Wir sind größtenteils mit anderen Geschwindigkeiten unterwegs, weil halt der sportive Charakter bei uns im Fokus steht.

Kann man bei euch reinschnuppern, um zu checken, welcher Club der passende sein könnte?
Natürlich. Wir bieten offene Trainingstreffs an. An Freitagen und Samstagen, wo wir dann eine ca. 70 Kilometer Strecke zurücklegen.

Zurück zur Frage, wo rad-affine Menschen ein Umfeld finden können …
Beim TUB Bocholt gibt es eine Abteilung, die von Robert Vogel begleitet wird, wo gemeinsame Ausfahren arrangiert werden. Genauso wie den Zusammenschluss „Staubwolke Holtwick“, rund um Hermann Steenkamp. Lars Kathage vom Mussumer Krug hat als begeisterter Gravel-Biker eine Initiative ins Leben gerufen, die jeden Sonntag gemeinsam losfährt. Es gibt viele solch formeller und informeller Zusammenschlüsse, wo man sich andocken kann.

Manchmal wünsche ich mir, dass wir enger zusammenkriechen, um unsere Erfahrungen und Kräfte zu bündeln.

Wo speziell?
Zum Beispiel, wenn es darum geht, Radsportveranstaltungen für unsere Region anzubieten und umzusetzen. Da sehe ich es als Vorteil, wenn sich die ganzen Ehrenämtler rund ums Radfahren besser connecten würden, um gemeinsam größere Nummern, sprich: Veranstaltungen zu stemmen.

Lass uns gerne über diese Radsportveranstaltungen sprechen. Ich hatte gelesen, dass der RC 77 jahrelang den Klassiker „Rund um den Gaskessel“ organisiert hat.
Genau. Dieses Rennen ist für uns Radfahrer toll zu fahren. Es ist aber zu weit weg von den Menschen, den Zuschauern. Diese Erkenntnis hat uns getrieben, 2022 einen anderen Weg zu gehen. Wir haben das Abschiedsrennen von Sibi (Marcel Sieberg) genutzt, um ein wirkliches Innenstadtrennen zu initiieren. Das war ein tolles Erlebnis, mit einer tollen Gästeliste und Marcels alten Weggefährten. Allen voran Andre Greipel.

Schreit das nach einer Wiederholung?
Wir haben dieses Rennen gemeinsam mit dem Team des Stadtmarketing Bocholt umgesetzt, vorrrangig mit Ludger Dieckhues und dem ebenfalls radsportbegeisterten Markus Kock. Bei der Nachbetrachtung mit denen waren wir uns einig, dass Bocholt und die Region ein solches Event verdient haben – dass es unserer Fahrradstadt würdig ist. Die Gespräche dazu laufen. Sibi haben wir dazu mit im Boot.

„Meine Frau sagt immer,
wenn ich an ihr nur so viel rumschrauben würde, 
wie an den Rädern.“

Erik Zabel 

Was wäre denn ein gutes Datum für eine solche Veranstaltung?
Ideal wäre ein Zeitpunkt im Zusammenhang mit dem Ende der Tour de France.

… um diesen Hype mitzunehmen … das kommt mir bekannt vor. Könnte es sich zu einem ähnlichen Event entwickeln wie die legendäre Rheder City-Nacht?
Da liegt die Messlatte schon ziemlich hoch. Wenn du dich daran erinnerst, dass eine Stadt mit 18.000 Einwohnern es geschafft hat, an einem solchen Abend 25.000 Menschen an die Strecke zu locken, die die Fahrer frenetisch angefeuert haben. Das war einfach gigantisch!

Aber warum sollen wir uns nicht, in respektvoller Erinnerung an dieses Event, auf einen ähnlichen Weg machen? 

Apropos Respekt. Wem gebührt in erster   Linie der Dank, wenn wir an die City-Nacht in Rhede denken?
Ganz klar der Familie Hengstermann dem leider verstorbenen Rudi und seinem Sohn Uwe Hengstermann. Ohne deren Engagement und ihre Kontakte wäre das nicht möglich gewesen. Ihnen ist zu verdanken, dass Größen wie Didi Thurau, Rolf Aldag, Andre Greipel und Erik Zabel in der Rheder Innenstadt in die Ketten getreten haben.  Und das jeweils am Freitag nach der Tour de France. 

Einer der Höhepunkte war sicherlich, den Träger des „Gelben Trikots“, den Gewinner der Tour des France, Lance Armstrong dort in Aktion zu sehen. 

Daran kann ich mich noch gut erinnern. Vor einigen Monaten habe ich die Staffel „Being Jan Ulrich“ in der ARD gesehen. Ich war mächtig beeindruckt davon, wie Lance Armstrong einem seiner schärfsten Konkurrenten bei dessen härtester Phase seines Lebens beigestanden hat. Ein großer Sportler – auch jenseits vom Rad. „Being Jan Ulrich“

Wie oft bist du bei der Rheder City-Nacht an den Start gegangen?
Insgesamt zehn Mal. Ich habe einen Bildband mitgebracht, mit Impressionen aus den insgesamt 21 City-Nächten in Rhede von 1992 bis 2012. 

Ich denke, dass ich insgesamt fünf oder sechs dieser Nächte miterlebt habe. Die Gedanken daran bereiten mir jetzt noch eine angenehme Gänsehaut.
Beim gemeinsamen Schmökern in dem Bildband werde ich mitgenommen auf eine Zeitreise. Ein Wiedersehen mit Bekannten und Menschen, die in dieser Ausgabe des RADius mit an den Start gehen, wie Marcel Sieberg und Boris Fastring. Was für eine bewegende Geschichte. Ich bin gespannt auf das, was in Bocholt als Innenstadtrennen heranwächst. 

Themenwechsel – Wie viel und welche Fahrräder würden wir bei dir zu Hause vorfinden?
Vier Stück. Ein altes Tourenrad, welches ich von meinem Opa vererbt bekommen habe. Das hat einen Ehrenplatz, unweit meiner Pokale und Medaillen aus früheren Jahren. Daneben gibt es ein Rennrad, ein Gravel-Bike und ein eBike. 

Letzteres überrascht mich, angesichts deiner Agilität. Obwohl, mit deinen 46 Lenzen liegt das Thema ja auch nicht so weit weg. 
Ich war 44 Jahre, als ich mir das gegönnt habe. Eine perfekte Wahl für mich, insbesondere, weil ich den Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad zurücklege. Da ich von Natur aus leichter schwitze als die meisten Menschen, komme ich mit meinem eBike auf der Arbeit an, ohne duschen zu müssen. 

Es dürfte naheliegend sein, dass du auf ROSE-Bikes unterwegs bist, wenn wir den Weg zur Arbeit mal zu Ende sprechen, oder? 
Alles andere wäre komisch, oder? Ich arbeite seit 27 Jahren dort. 

Auf deinem Xing-Account steht: Abteilungsleiter Support/Garantie/Gewährleistung, Rose Versand GmbH
Das ist richtig. Vereinfacht gesagt bin ich Abteilungsleiter Kundenservice. Ich habe meinen Job von der Pike auf gelernt. Ich habe eine Ausbildung zum Zweirad-Mechaniker bei Rose absolviert und bin dem Unternehmen seitdem treu geblieben. 

Das ist nicht selbstverständlich heutzutage. 
Für mich wohl. Ich habe dem Unternehmen viel zu verdanken. Obwohl wir mittlerweile mehr als 500 Kolleginnen und Kollegen sind, herrscht noch immer dieser Familiengeist, den Erwin, Thorsten und Stefanie dort eingebracht haben und kultivieren. 

Erwin ist zwar nicht mehr 9-to-5 präsent im Unternehmen, aber bisweilen dreht er seine Runden, so wie ich ihn seinerzeit kennengelernt habe. Immer noch dicht am Fahrrad, am Produkt. Ich erinnere mich gerne an die Momente, wo eine kleine Leuchtbirne verriet, dass „Tür 23“ noch nicht verschlossen sei. Wenn ich dann nachgesehen habe, brütete Erwin über neuen Produktideen wie z. B. einer Dropbar. 

[dmg_masonry_gallery _builder_version=“4.19.4″ _module_preset=“default“ theme_builder_area=“post_content“ gallery=“25790,25785,25786,25789,25787″ hover_enabled=“0″ sticky_enabled=“0″][/dmg_masonry_gallery]

… das was genau ist? 
Das ist ein Rennlenker, der bei vielen Fahrrädern verbaut wird, die auf Langdistanzen zum Einsatz kommen. Ein Lenker, der mehrere Griffpositionen ermöglicht. Rennradlenker waren eines der Steckenpferde von Erwin, die er stets anmoderierte mit: „Willst du mal was Geiles sehen?“ Begleitet von einem Funkeln in den Augen, wie ein Vierjähriger zu Weihnachten. Vor diesem scheinbar nie erlöschenden Feuer für die Produkte ziehe ich meinen Hut. 

Wenn wir schon bei der Lobhudelei sind, was zeichnet die Nachfolgegeneration mit Stefanie und Thorsten aus? Die Visionen rund um das Thema Rad, auch jenseits des Produktes an sich. Da geht es um mehr als Radfahren. Da geht es um Mobilitätswende, um die Verbesserung der Infrastrukturen für den Radverkehr in den Städten, um Nachhaltigkeit. 

Beim Schreiben der Zeilen googele ich parallel am zweiten Monitor. Unter GREEN-CODEX sind fünf Missionen von ROSE-Bikes nachzulesen: www.rosebikes.de/nachhaltigkeit

Wo ich gerade bei der Recherche bin. Wir hatten kurz die MUKO-BIKE-TOUR 2023 Radeln für den guten Zweck in unserem Gespräch erörtert. Jetzt sehe ich, dass es schon ein konkretes Datum dazu gibt und zwar den 02.09.2023. Sowie einen hinterlegten Streckenverlauf auf Komoot. 

Apropos Strecken, wie sieht deine heutige Radfahrrealität aus?
Ich fahre gerne die Aa entlang, über Isselburg und Gendringen nach Ulft. Gestern zum Beispiel bin ich um 08:30 Uhr losgefahren und war gegen 13:00 Uhr wieder zu Hause. 

Ich bewege mich vornehmlich in einem Umkreis von ca. 60 Kilometern. Da geht es auch schon mal über Wesel in den Bereich Niederrhein oder in die andere Richtung über Borken, ins Münsterland hinein. Ich liebe auch die Abstecher in die Niederlande, weil ich deren großzügige Radwegnetze sehr schätze. 

Je nach Laune und Strecke greife ich dann zum Rennrad oder zum Gravel-Bike. 

Man findet dich bisweilen noch aktiv „an“ der Strecke – weniger „auf“ der Strecke von Radsport-Events …
Das stimmt. Ich werde als Moderator für solche Events angefragt und gebucht. Das hat im Jahr 2013 angefangen, meiner Premiere als Moderator „Rund um den Gaskessel“, in Bocholt. Mittlerweile bin ich an ca. 25 Tagen im Jahr in dieser Rolle unterwegs u. a. auch für Team-Präsentationen und Interviews. Zu meinen bisherigen Highlights gehört sicherlich das Interview mit Geraint Thomas, dem Sieger der Tour de France 2018.  

Okay, Herr Kollege Interviewer, muss noch was raus? 
Ich denke nicht. Wenn du noch Fragen hast, meine Nummer hast du ja.